Facharbeit Strahlfäule

 

 

Strahlfäule – Ursache und der Einfluss verschiedener Einstreuarten

 

 

 

 

Facharbeit im Rahmen der Ausbildung zur Hufpflegerin,
Lehrinstitut Zanger, Bensheim

Eva-Maria Hüper, Mai 2014

 

 

 

 

Einleitung

 

Strahlfäule ist eine häufige Huferkrankung, bei der keratolytische Bakterien den Strahl des Hufes angreifen und zersetzen. Untersucht werden soll der Einfluss verschiedener Einstreuarten auf diese Fäulnisvorgänge.

 

  • Wie entsteht Strahlfäule?

  • Kann mit einer bestimmten Einstreu Strahlfäule verhindert oder bekämpft werden?

  • Begünstigt eine bestimmte Einstreu das Entstehen von Strahlfäule?

 

Nicht weiter eingegangen wird dabei auf andere auslösende oder begünstigende Faktoren wie mangelhafte Hufbearbeitung, zu wenig Bewegung oder anatomisch bedingte Zwanghufe. Auch die weitere Behandlung von Strahlfäule wird hier nicht behandelt.

 

 

 

Zu Beginn – der gesunde Huf

 

Eine gesunde Hufkapsel besteht aus festem Harthorn und Weichhornanteilen, zu denen neben dem Strahl auch die weiße Linie und die Glasurschicht gehören. Zu den Harthornanteilen wird die Hufwand und die Hufsohle gezählt, diese haben einen geringeren Wasseranteil als die Weichhornanteile. Das Harthorn gibt dem Huf einerseits ausreichend Stabilität und Schutz, das Weichhorn andererseits die nötige Beweglichkeit und Flexibilität für den stattfindenden Hufmechanismus.

 

Die Qualität und die Festigkeit des Hornes ist unabhängig von der Pigmentierung und damit Färbung des Hufes. Laut einer Untersuchung von Herrn Dipl.-Ing. Florian Ruff (Firma Keralit) kann allerdings beobachtet werden, dass ein unpigmentierter Huf schneller Feuchtigkeit aufnimmt als ein pigmentierter und daher bei einer Vorschädigung empfindlicher gegenüber Fäulnisprozessen sein kann.

 

 

 

Was ist Strahlfäule?

 

Strahlfäule ist eine Huferkrankung, bei der keratolytische, also hornauflösende Bakterien den Strahl des Hufes befallen und zerstören. Deutliche Symptome sind ein starker Fäulnisgeruch beim Auskratzen der Hufe und ein schmierig schwarzer Belag, das Horn wird weicher.

 

Die Fäulnis beginnt meist bei der mittleren Strahlfurche und breitet sich dann auf die seitlichen Strahlfurchen aus. Häufigste Erreger sind Fusobakteria nekrophora. Es handelt sich hierbei um anaerobe Bakterien, also Bakterien, die sich unter Ausschluss von Sauerstoff vermehren. Diese finden in den Tiefen des Hornes optimale Bedingungen. Aber auch weitere Bakterien und Pilze können beteiligt sein. Es entstehen Taschen oder Ritzen, in denen sich die Bakterien weiter entwickeln und hornzersetzende Enzyme bilden. Wenn die Strahlfäule den Hornballen, die Strahlkissen oder die Lederhaut befallen, kann dies zu Entzündungen und Lahmheiten führen. Im Endstadium löst sich der befallene Strahl komplett auf. Ein zerstörter Strahl führt zu einer veränderten Hufmechanik, da er nicht mehr als Polster dienen kann – der stoßdämpfende Hufmechanismus ist gestört.

 

 

 

Was kann den Huf angreifen?

 

Die auslösenden Bakterien befinden sich in der normalen Kotflora. Sie sind für die Verdauungsprozesse notwendig und daher in der Einstreu oder im Auslauf immer vorhanden. Es handelt sich dabei aber um opportunistische Erreger, also Keime, die einen geschwächten Zustand der Hufe ausnutzen um sich in diesen auszubreiten und das Horn anzugreifen.

 

An sich ist Horn ein sehr robustes Material, das hauptsächlich aus einem Protein, dem schwefelhaltigen Keratin, besteht und nur von wenigen Stoffen angegriffen werden kann. Wenn Strahlfäule entsteht, muss also vorher eine Einschränkung der Hufgesundheit vorgelegen haben.

 

Mit Urin und Kot wird Harnstoff ausgeschieden und dieser wird durch eine bakterielle Zersetzung unter anderem zu Ammoniak umgebildet. Ammoniak ist ein leicht flüchtiges Gas, welches sich in Verbindung mit Wasser, ebenfalls aus dem Urin stammend, zu einer starken Lauge, dem Salmiakgeist, umwandelt. Dieser stark alkalische Salmiakgeist greift die Keratinstrukturen im Horn an und zersetzt diese, vor allem die Weichhornstrukturen am Strahl und an der weißen Linie. Durch eine solche Zersetzung können die vorhandenen Bakterien und Pilze eindringen, sich vermehren und die Hornstrukturen schädigen.

 

Um eine Schädigung des Hornes zu vermeiden und den Keimen keine Angriffsfläche zu bieten, sollte die Einstreu in Boxen oder auch im Ruhebereich in Offenställen also einmal möglichst sauber und trocken gehalten werden und außerdem Feuchtigkeit bestmöglich aufnehmen und speichern.

 

 

 

Einstreu aus Stroh

 

In trockenem Zustand kann Stroh durch die Kapillarwirkung Flüssigkeit in großen Mengen aufsaugen. Falls nasses Stroh nicht aus der Box entfernt wird, entsteht durch den natürlichen Abbau des Harns Ammoniak, das sich mit dem im Stroh gespeicherten und ebenfalls aus dem Pferdeharn stammenden Wasser zu Salmiak löst. Durch das Pferdegewicht wird nun aber die Feuchtigkeit wieder aus den Strohhalmen heraus gedrückt, das Pferd steht in einem schädigendem „Sumpf“ aus Stroh, Wasser, Harn und Salmiak. Optisch ist dies oft nicht gleich zu erkennen, da sich noch genügend trockenes Stroh darüber befindet und die „Pfützen“ erst beim gründlichen Misten sichtbar werden.

 

Stroh wird außerdem in verschiedenen Praxistests als am aufwändigsten zu misten beschrieben und das entstehende Mistvolumen ist deutlich größer als bei alternativen Einstreuarten. Daher besteht die Gefahr, dass nicht täglich so gründlich wie nötig ausgemistet wird.

 

 

 

Einstreu aus Strohpellets und Strohtalern

 

Strohpellets und -taler haben durch die größere Oberflächenstruktur eine deutlich bessere Saugfähigkeit als Langstroh und auch als Weichholzspäne und binden laut Herstellerangaben außerdem auch Ammoniak besser.

 

Nach der Ersteinstreu werden die Pellets leicht angefeuchtet und zerfallen dann zu einer weichen und lockeren Liegefläche. Die nassen Stellen können gut eingegrenzt, entnommen und nachgestreut werden. Der Arbeitsaufwand und das Mistvolumen sind geringer als bei Stroh, die Einstreu kann gut sauber gehalten werden.

 

 

 

Einstreu aus Weichholzspänen und Sägespänen

 

Auch Weichholzspäne haben ein besseres Saugverhalten als Stroh, allerdings ist dies nicht so hoch wie bei Strohpellets. Weiterhin ist das Wasserrückhaltevermögen größer, Feuchtigkeit wird auch unter dem Druck des Pferdehufes weniger schnell wieder abgegeben als bei Stroh. Der Untergrund bleibt bis zum Erreichen der Kapazitätsgrenze der Holzfasern trocken. Die Gefahr, dass das Pferd in einem Flüssigkeitssee steht, ist also geringer. Aber auch hier muss beachtet werden, dass eine noch trocken wirkende Einstreu durchaus einen laugenhaften PH-Wert aufweisen kann und schädigend wirkt (H. Straßer, 2004).

 

Bei Sägespänen, die aus dem Sägewerk bezogen werden, muss beachtet werden, dass ihr Trocknungsgrad nicht so hoch ist wie bei Weichholzspänen, dementsprechend ist die Saugkraft geringer.

 

 

 

Einstreu aus Leinstroh

 

Leinstroh ist vom Saugverhalten her vergleichbar mit Weichholzspänen. Allerdings ist der Zeitaufwand beim Misten durch die feinere Struktur höher. Bei Leinstroh wird vom Hersteller eine ammoniakhemmende Wirkung des Rohstoffes Flachs angegeben, es wurden aber von der Verfasserin keine Nachweise durch praktische Tests gefunden.

 

 

 

Fazit

 

Um Fäulnis zu verhindern oder zu bekämpfen ist eine einwandfreie Stallhygiene wichtig, unabhängig davon, welche Einstreu verwendet wird. Das tägliche Entfernen von Kot und nassen Bereichen der Einstreu ist sowohl in einer Box als auch in den Ruhebereichen in einer Offenstallanlage unverzichtbar.

 

Die alternativen Einstreuarten bleiben zwar insgesamt trockener als eine mit Stroh eingestreute Box, aber auch hier müssen täglich Kot und nasse Stellen entfernt werden.

 

Bei einer Einstreu aus Leinstroh wird durchaus eine Matratzenbildung angestrebt, es muss aber darauf geachtet werden, dass genügend trockenes Material nachgestreut wird.

 

Da aus verschiedenen wirtschaftlichen Gründen Stroh heutzutage immer noch überwiegend als Einstreu genutzt wird, wäre eine Möglichkeit, dieses kleiner zu häckseln. Damit wird die Oberfläche der Strohhalme vergrößert, mehr Feuchtigkeit kann gespeichert werden.

 

Außerdem sollte zur Vermeidung von Fäulnis eine tägliche Reinigung der Hufe stattfinden, um eventuell festsitzenden Mist zu entfernen. Professor Dr. Bodo Hertsch empfiehlt zusätzlich eine wöchentliche Waschung der Hufe mit warmen Wasser.

 

In Ausläufen und Offenstallanlagen muss ebenso auf eine einwandfreie Hygiene geachtet werden. Feuchtigkeit alleine führt nicht automatisch zu Fäulnisprozessen, aber durch Verunreinigungen mit Kot und Urin entsteht ein laugenhaftes, schädigendes Milieu.

 

Insgesamt sollten dem Pferd genügend Raum und Bewegung ermöglicht werden. Neben den bekannten gesundheitsfördernden Faktoren gewährleistet dies auch, dass die Hufe nicht ausschließlich einem aggressivem Milieu ausgesetzt sind. Reine Boxenhaltung ist daher auch der Hufgesundheit zuliebe zu vermeiden.